Newsletter Spenden Webshop

"Mutig und zuversichtlich in die Zukunft gehen."

Peter, wie bist du auf die Stelle bei ConSol aufmerksam geworden?
Peter Syfrig: Ich war zu dem Zeitpunkt offen für eine Veränderung und habe so quasi halbaktiv eine neue Stelle gesucht.

Kurz zur Info: Du warst zu diesem Zeitpunkt im Sonnenberg in Baar beschäftigt?
Ja, ich war dort in der Geschäftsleitung, habe u.a. gerade ein grosses OE-Projekt abgeschlossen und hatte die Leitung der Zentralen Dienste inne. Doch nach 13 Jahren war mir klar, dass der Sonnenberg nicht meine letzte Stelle sein wird und ich gerne nochmals eine neue Herausforderung annehmen möchte. Ich habe diesen Wunsch dann in der Geschäftsleitung angesprochen, damit auch eine gute Nachfolgeregelung getroffen werden konnte. Und danach bin ich auf die Stelle bei ConSol gestossen.

Was waren die Gründe, dich gerade für die Aufgabe bei ConSol zu bewerben?
Ich bin im Kanton Zug verwurzelt, ich bin hier zuhause. Lebensqualität besteht für mich u. a. in einem kurzen Arbeitsweg, den ich bestmöglich mit dem Velo machen kann. Zudem hat es im Kanton Zug nur wenige Organisationen in dem Arbeitsfeld, in dem ich mich seit über 25 Jahren bewege. ConSol war schon immer eine Organisation, die mich interessierte. Dann habe ich die Ausschreibung gesehen, mein Dossier eingereicht und das hat geklappt.

Du hast die 25 Jahre angesprochen. Kannst du kurz die wichtigsten Meilensteine deines beruflichen Werdegangs skizzieren?
Ich habe ursprünglich ein Lehrerstudium absolviert, aber nie auf diesem Beruf gearbeitet. Ich bin damals direkt in die aufsuchende Jugendarbeit eingestiegen. Das war damals ein neues Thema, ein neuer Ansatz, und so konnte ich einiges quasi auf grüner Wiese aufbauen. Parallel dazu habe ich noch im Arbeitslosenbereich Schule gegeben und selbst berufsbegleitend an der Hochschule für Soziale Arbeit in Luzern studiert. Während dieser Zeit stand dann ein Wechsel nach Cham in die Schulsozialarbeit an, wo ich erneut einiges auf- und ausbauen konnte. Irgendwann wurde mir jedoch klar, dass ich zukünftig eine Stelle oder Funktion innehaben möchte, wo ich nicht nur ausführend tätig bin, sondern auch selbst entscheiden darf und kann, da ich immer viele Ideen hatte und doch manchmal auf Vorgesetzte gestossen bin, die nicht entschieden haben. Und so habe ich mich erstmals im Schul- und Wohnzentrum Schachen, einer Sonderschuleinrichtung für verhaltensauffällige Kinder, für eine Führungsstelle beworben. Und anschliessend ging es vom Luzernischen wieder zurück in den Kanton Zug nach Baar zum Sonnenberg.

Wie war dein Bild von ConSol, bevor du als Vorsitzender der Geschäftsleitung angefangen hast?
Vielschichtig. Ein Bild von ConSol war sicherlich das, was viele haben, sprich von den Gläsern, den handgeschöpften Karten, den Leistungen des Office, das Upcycling. Ein weiteres Bild ergab sich aus dem Kontakt und Austausch mit der Führung von ConSol im Rahmen der innerkantonalen Gremien. Zudem kannte ich die Webseite und fand diese immer schon sehr ansprechend. Und auch was in den letzten Jahren in der Organisation entwickelt wurde, erschien mir passend. Also, insgesamt hatte ich ein sehr stimmiges Bild und zudem den Eindruck, dass man bei ConSol etwas bewegen, etwas Neues entwickeln kann.  
Mir war aber auch klar, dass der Entscheid gleichzeitig eine Herausforderung für mich einläutet, da ich bislang im Kinder- und Jugendbereich unterwegs war, ConSol sich hingegen im Erwachsenenbereich bewegt und das kombiniert in dem anspruchsvollen Feld «Arbeit und Arbeitsagogik».

Und hast du ConSol so angetroffen, wie du es dir vorgestellt hast?
Ja, im Grossen und Ganzen schon. Natürlich gab es einige Details, die sich erst nach dem Stellenantritt zeigten, aber das ist ja auch normal. Und natürlich war auch vieles neu für mich. Aber mir war klar: Da werden Produkte hergestellt, da werden Dienstleistungen erbracht, da geht es ums Agogische wie auch um Kundengewinnung und Verkaufen. Und das hat mich gereizt: Einerseits mein agogisches, soziales und organisatorisches Wissen und meine Art zu führen einzubringen und andererseits meine Idee ConSol gemeinsam weiterzuentwickeln und den «next step» zu machen. Nicht zuletzt deswegen haben wir auch einen Innovationstag eingeführt.

Kann man sagen, dass dich beruflich immer wieder das Neue, das Dynamische reizt?
Das kann ich bestätigen. Es ging mir in meiner Arbeit immer auch darum, neue Ideen umzusetzen, etwas Neues und Herausforderndes mit einzubringen bzw. andere, neuartige Ansätze im oder mit dem Team zu entwickeln, auszuprobieren und einzuführen. Dieser Faden zieht sich sicherlich durch alle meine bisherigen Tätigkeiten und das war auch eine Überlegung bzgl. ConSol.


Mutig und zuversichtlich in die Zukunft gehen.

Wenn du zurückblickst, wie war das letzte Jahr aus deiner Sicht?
Ich wollte mir zuerst einmal Zeit lassen, um alles genau kennenzulernen. Daher habe ich mir 100 Tage ConSol gegeben – ohne gross oder grundlegend etwas zu verändern oder zu entscheiden. Das ist mir zu fast 100 Prozent auch gelungen, abgesehen von kleineren Fragestellungen, die einer dringlichen Entscheidung bedurften. Ich habe in allen Bereichen mitgearbeitet, habe Mitarbeitende und die zentralen Prozesse kennengelernt und auch eine gewisse Aufbruchstimmung wahrgenommen – aber auch eine wohlwollende Erwartungshaltung. Und ich glaube, heute nach einem Jahr sagen zu können: Ich habe ConSol erfasst; ich weiss, wie wir aufgestellt sind und funktionieren.
Mir wurde in den letzten Monaten auch immer wieder zurückgespiegelt, dass eine gewisse Ruhe eingekehrt ist, und dass das intern sehr geschätzt wird. Ein konkretes Feedback bei der Auswertung der Jahreszielsetzungen war: «Man merkt, dass Ruhe eingekehrt ist, aber kein Stillstand.» Diese Aussage hat mich sehr gefreut und könnte für mich als übergreifender Satz oder rückblickendes Motto über den letzten zwölf Monaten stehen.
Zudem waren die Monate aus meiner Sicht geprägt durch das Jonglieren von Strategie, Struktur und Kultur. In diesem Dreier-Kontext stehen für mich noch drei weitere Begriffe: Faszination, Innovation und Tradition. Faszination steht für alles, was wir gemeinsam bewirken wollen und können; Innovation für das Neue oder zu Erneuernde, und Tradition bedeutet, das wertzuschätzen, was funktioniert, trägt und Bestand hat. Das zusammen gewürfelt umschreibt das Bild für die letzten 12 Monate, in denen ich mich bewegt habe – und immer wieder aufgefordert war, was wir wie priorisieren. In welchem Kontext ist eher Innovation gefragt, in welchem wollen wir eher Traditionelles beibehalten?

Welche Aspekte würdest du denn mit Blick auf das letzte Jahr besonders herausstreichen?
Zuallererst haben wir den Fokus auf die Kultur gelegt, und darin sicherlich zunächst das Traditionelle priorisiert. Highlight war dabei für mich der Teamtag, an dem wir nochmals unser Selbstverständnis geklärt und überprüft haben. Für was stehen wir? Wer sind wir? Wissen wir alle, was wir machen? Was kann jede und jeder zur Erreichung der Ziele beitragen? Der Tag war aus meiner Sicht ein Erfolg und hat einen tragfähigen Boden erzeugt. Dann gab es viele weitere, eher kleinere Aspekte wie die Zusammenarbeit mit den Bereichsleitenden oder das Stärken der Aussenbeziehungen, z.B. zu Kanton oder IV.

Wenn wir auf das nächste Jahr blicken: Was werden die grossen Themen sein?
Intern wird sicherlich unsere Organisation ein Thema werden, sprich: Wer ist für was verantwortlich? Wie arbeiten wir zusammen? Dafür brauchen wir eine klare Organisationsstruktur. Und das zweite, eher nach aussen gerichtete Thema, wird die Kommunikation sein – einerseits im Rahmen des UN-BRK-Jubiläums anfangs Juni diesen Jahres sowie die Planungen und Vorbereitungen für unser 25-jähriges Bestehen im Jahr 2025. Ein dritter Themenkomplex, der uns weiterhin beschäftigen wird, sind sicherlich Fragestellungen wie: Wohin entwickeln sich unsere Produkte und Dienstleistungen? Wo finden wir neue Absatzkanäle, welche Innovationen lancieren wir? Und wie erfährt der Markt von uns? Und das unter den drei starken Verkaufsargumenten Upcycling – made in Switzerland, Qualität und Design.

Bedeutet das auch tendenziell weg von der Verkaufsargumentation, dass die Produkte und Dienstleistungen von einer sozialen Organisation erschaffen wurden?
Klar ist es wichtig, dass die Kundschaft weiss, dass wir eine soziale Einrichtung sind. Unser Verkaufsargument ist aber nicht der «Mitleidsbonus». Unsere Kundschaft kauf bei uns, weil unsere Produkte cool sind und die Dienstleistungen von der Qualität her stimmen. Diesen Weg beschreiten wir schon seit längerem…

Würdest du das als zukünftige, strategische Produkt- und Dienstleistungsausrichtung verstehen?
Auf jeden Fall. Als Stärke und als Zieldimension. Bzgl. unserer Dienstleistungen wäre zum Beispiel ein weiterer Ansatz, diese u.a. noch stärker und enger in Kooperation mit dem ersten Arbeitsmarkt anzubieten. Das heisst, die Frage, der wir nachgehen müssten, lautet: Wo gibt es Aufgabenstellungen, die uns fördern und fordern, die wir als zweiter Arbeitsmarkt übernehmen können und mit denen wir dem ersten Arbeitsmarkt sinnvoll zuarbeiten können? Dabei geht es nicht darum, anfallende einfachste Arbeiten  in eine Behindertenwerkstatt auszulagern und es geht auch nicht darum, in Konkurrenz mit bestehenden privaten Unternehmen zu treten, sondern in Kooperation mit diesen.

Was sind die Herausforderungen, die von aussen auf ConSol zukommen?
Wir haben heute eine sehr vielfältige Klientel an Mitarbeitenden mit unterschiedlichen Kompetenzen und Fähigkeiten. Das verändert sich fortlaufend, vielleicht sogar in immer schnellerem Tempo. In diesem Zusammenhang müssen wir uns die Frage stellen, ob wir noch die richtige Arbeit für unsere Mitarbeitenden haben, in Sachen Qualität, Umfang und bzgl. des Anspruchs an die Arbeit. Begleitend dazu ist es wichtig, dass es den Mitarbeitenden gesundheitlich gut geht. Gerade die psychischen Erkrankungen werden immer komplexer, wir haben immer mehr Anfragen von Personen, die nur niedrig-prozentig arbeiten können. Mit Blick auf unser duales System und der Wirtschaftlichkeit, der wir verpflichtet sind, wird das sicherlich eine Herausforderung.
Eine weitere grosse Herausforderung ist die Forderung nach mehr Inklusion, d.h. ambulanter und inklusiver zu werden. Diese Forderungen kommen stark aus Politik und Verwaltung. Aus meiner Sicht wird dies jedoch nur auf gesamtgesellschaftlicher Ebene wirklich gelingen. Es nützt nichts, wenn ConSol inklusiver wird, sondern da sind alle und insbesondere alle Unternehmen gefragt. Im benachbarten Ausland gibt es diesbezüglich bereits gesetzliche Vorgaben. Einen guten Mix aus Inklusion und Separation zu finden kann meines Erachtens das Ziel sein. Dieses kann jedoch nur in einem konstruktiven Dialog aller Beteiligen erreicht werden. 

Peter, was machst du, wenn du nicht Ideen für ConSol entwickelst?
Ich habe eine Familie, zwei Kinder, die mich sofort in eine andere Welt katapultieren. Zudem bin ich gerne draussen, in der Natur, versuche mich über Sport fit zu halten, fahre viel Velo. Und ich habe gerne Menschen und pflege diese Kontakte.

Was wünschst du dir für ConSol – gerne in einem Satz ausgedrückt?
Ich wünsche uns, dass wir miteinander mutig und zuversichtlich in die Zukunft gehen und dabei die ein oder andere wirkungsvolle und starke Idee umsetzen.

 

Peter, vielen Dank für das offene Gespräch und weiterhin viel Erfolg in deinem Wirken.